Wednesday, February 22, 2006

Montag kommen die Fenster, Ulrich Köhler, 2005

Um Angesichts des Bedeutungshubers Schmid nicht in Verzweiflung zu geraten, was die Zukunft des Deutschen Kinos betrifft, war ein Blick auf die Forumsbeiträge durchaus hilfreich. Hier fand man nicht nur die ausgezeichnete Milieustudie Lucy und Thomas Arslans Aus der Ferne, in seiner Reduziertheit einer der Höhepunkte des Festivals, sondern ach einen kleinen aber feinen, und größtenteils zurecht allseits gelobten Film namens Montag kommen die Fenster.
Von anfang an verweigert sich Köhler dem deutschen allzudeutschen: Großes steht neben Kleinem, Drama neben Komödie. Mit sagenhafter Leichtigkeit verbindet Montag kommen die Fenster, was im deutschen Kino doch nur allzuoft unverknüpfbar scheint: den psychologisch / introspektiven, durchaus realistischen Blick und das dezidiert Filmische, die Leichtigkeit der Groteske, das Spiel mit dem Material.
Vor allem fällt der vollkommene Verzicht auf Dummheit auf. Nachdem die verloren gegangene Frau widergefunden wurde, bleibt das Auto im Schlamm stecken, doch mithilfe der ganzen Familie wird es wieder in Gang gebracht. Doch Köhler ist nicht so blöd, den Film mit dieser Metapher zu beenden, im Gegenteil. Im folgenden dekonstruiert er sie völlig, belässt seine Figuren in der Ambivalenz Kassels, ohne sie freilich zu demütigen oder auch nur der Hoffnung zu berauben. Ein surreales Abenteur mit abgehalfterten Tennisstars ist immer im Bereich des Möglichen. Und das ist um einiges mehr, als Requiem oder verwandte Filme den Deutschen gönnen. Montag kommen die Fenster macht Hoffnung, zwar nicht auf das Richtige Leben im Falschen, wohl aber darauf, in all der Falschheit noch genug finden zu können, was das Leben halbwegs erträglich macht.
Nachtrag Jahre später: sappsappsuppsupp, Festivaleuphorie

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