Monday, August 06, 2007

Black Snake Moan, Craig Brewer, 2006

Fast unnötig erscheint es, sich an einem Film abzuarbeiten, der die Korruptheit des Indiewood-Produktionszusammenhangs (in diesem Fall New Line, also bereits vollends kooptiert; Produzent ist John Singelton, der sich mittlerweile scheints auch für gar nichts mehr zu schade ist) so offen ausstellt, dass nun gar kein Zweifel mehr an demselben bestehen kann. An einem Film nämlich, der aufgrund der Schauspielleistungen (nie war Samuel L. Jackson mießer) und aufgrund einer dämlichen Regie, die bis in die szenische Auflösung hinein alles falsch macht, was es falsch zu machen gibt und beispielsweise halbwegs sorgsam aufgebaute Suspense-Szenarien in einem chaotischen und unlogischen Schuss- Gegenschuss durcheinander auflöst (Christina Riccis Sex-Szene mit dem Jungen) bereits in handwerklicher Hinsicht so schwach ist, dass er sogar an den eigenen Ansprüchen scheitert. Wenn Black Snake Moan vielleicht doch ein klein wenig interessant ist, dann deswegen, weil der Film durchaus in manchen Sequenzen weit über die eigene Beschränktheit hinausweist (allerdings nur als nie auch nur ansatzweise realisierte Möglichkeit).
Deutlich wird dies am Ungleichgewicht der beiden Filmhälften. Am Anfang finden sich durchaus Bilder, die den öde-campigen Realismusbegriff des amerikanischen Indiefilms (in welchem ein White-Trash Paar aus Justin Timberlake und Christina Ricci irgendwie vielleicht sogar konsequent ist) übersteigen. Einige Montagesequenzen funktionieren in dieser Weise, vor allem jedoch der strukturelle Money Shot des Films, die Fesselung der blonden Ricci durch den tiefschwarzen Jackson. Einerseits zwar macht gerade dieses Blid, beziehungsweise vor allem dessen herausgehobene Stellung im Gesamtfilm die opportunistische Schlagseite nicht nur des Films, sondern der gesamten ihn umgebenden Industriesparte deutlich, andererseits artikuliert sich jedoch in diesen Szenen ein inhaltlicher und stilistischer Exzess auf allen Ebenen. Ein Exzess, der auf ein Kino verweist, das auf das immer mitgedachte, wenn auch in Black Snake Moan recht selten explizite ironische Augenzwinkern ebenso verzichtet wie auf die Rückübersetzung seiner Sujets in traditionalistischer, psychologisierender Weise.
Wie dieses Kino konkret aussehen könnte, bleibt im unklaren, zu kurz eröffnet Black Snake Moan diese Perspektive. Denn anschließend wird alles noch viel schlimmer. Der wenigstens noch auf interessante Weise grottige erste Filmabschnitt wird in eine nun vollends unerträgliche Erlösungsgeschichte übersetzt.
Nähme man die im ersten Abschnitt angelegte Allegorie auch nur halbwegs ernst, wäre dieses abscheuliche Ende gleich noch ein paar Stufen niederträchtiger, als es ohnehin schon ist. Aber mit politischer Kritik sollte man dem Film nicht auch noch kommen. Damit würde man Brewer entschieden zu viel Ehre erweisen.
Am allerschlimmsten wird es diesbezüglich, wenn Samuel L. Jackson beginnt, den Blues zu singen. Erschwerden hinzu kommt, dass er es noch nicht einmal kann.

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