Tuesday, August 14, 2007

Curb Your Enthusiasm, Season 1

Anlässlich des Bergman-Streits (hier noch in den Kommentaren eine ausführliche Diskussion unter Us-Filmbloggern) kommt mir ein anderer Rosenbaum Frontalangriff in den Sinn: Nämlich den deutlich präziseren und besser argumentierte Essay "Notes Toward the Devaluation of Woody Allen".
Weitaus einleuchtender erschien mir hier die Argumentation als im Falle Bergman, obwohl mir persönlich Allen allemal lieber ist als der Schwede, soweit ich mir bei meinen gleich doppelt beschränkten Euvre-Kenntnissen überhaupt ein Urteil anmaßen kann. Auch (oder vielleicht: gerade) die locker heruntergekurbelten Filmchen der letzten Jahre, die vielen als der Anfang vom Ende einer großen Arthauskarriere erschienen (Hollywood Ending, Scoop etc.) gefallen mir ausgezeichnet. Überhaupt sagt mir Allens (aus meiner Perspektive, als Filmkritiker in Amerika sieht man dies vielleicht anders) unaufgeregter, entspannter Auteurismus außerordentlich zu.
Die erste Staffel der großartigen amerikanischen Comedyserie "Curb Your Enthusiasm" jedoch unterstützt in meinen Augen Rosenbaums Thesen über Allen in vieler Hinsicht. Denn die Hauptrolle in dieser HBO-Produktion ist Larry David, eine Art Variation auf Woody, die all das, was Rosenbaum als die opportunistische Schlagseite dieser Figur brandmarkt, konsequent eliminiert.
Denn der "Seinfeld"-Miterfinder Larry David ist nicht nur noch einmal um einiges erbärmlicher als Woody selbst in dessen deprimierendsten Rollen, er ist vor allem auch deutlich bösartiger und hinterhältiger. Und vielleicht das wichtigste: Larrys Arroganz gründet im Gegensatz zu Woodys nie auf einer tatsächlichen geistigen Überlegenheit, wie sie sich beispielsweise in einem erlesenen literarischen oder musikalischen Geschmack, in jedem Fall in jeder Menge Hochkultur, ausdrückt. Nein, Larry ist genauso ein halbgebildeter Banause wie die ihn umgebenden Mitglieder der Westküstenschickeria. Die Überheblichkeit, mit der er sich in diesen Kreisen bewegt, resultiert aus der Eastcoastarroganz, mit welcher er auf die neureichen Kalifornier blickt, sowie aus der Tatsache, dass er sich als Jude sowieso für supreme sophisticated hält. (Selten sieht man - im Kino wie im Fernsehen - eine so genaue soziale Binnenanalyse der USA)
Um mit Allens stellenweise ziemlich unerträglichem Bergman-Nachruf zu sprechen: David ist Allen minus Bergman und damit automatisch recht nahe bei Groucho Marx.

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