Monday, March 10, 2008

Ein Lied für Argyris, Stefan Haupt, 2007

Argyris Sfountouris hat recht: Der moralische Bankrott der Generation Merkel wird von einem sprachlichen begleitet. Man leistet nicht nur gerne Trauerarbeit, zu allem Überfluss nennt man sie auch noch so. Der deutsche Botschafter in Athen verbindet Merkels Sprachverirrungen und Schröders patriarchalisch-debilen Tonfall. Die Konsequenzen seiner "Betroffenheit" will er natürlich nicht ziehen, schließlich sei es ehrenrührig von einem befreundeten Land Kriegsentschädigungen zu fordern. Im Klartext: Verbündeten bekommen kein Geld und unseren Feinden zahlen wir natürlich gleich gar nichts. Kein Geld für niemand. Dies ist nicht nur Spiegel/Merkel/Schröder-Meinung sondern leider Gottes Konsens bis tief in die Linke. Sfountouris wird bei seinem Besuch in Berlin folglich auch nur von einer Handvoll junger Menschen begleitet, die ganz dezidiert auch bei den Jusos keinen Platz finden (kann natürlich sein, dass doch auch ein paar Jusos dabei waren, wer weiß, aber vor allem insgesamt: sehr wenige).
Dieser Kern des Films ist sein Schluss. Davor holt Haupt weit aus, über die Jugend im griechischen Dorf und bedrückende Reenactments des Massakers aus Opferperspektive bis zur Hoffnung auf die Wiederauferstehung des humanen Abendlandes in der Schweiz und die Zerstörung dieser Hoffnung im griechischen Militärputsch. Mikis Theodorakis werde ich zwar auch weiterhin und unter allen Umständen nicht in meine Plattensammlung aufnehmen, aber das hat jetzt noch stärker als vorher ausschließlich musikalische Gründe.
Der Film braucht diese ersten zwei Drittel, um die Perfidie Spiegels et al am Ende umso deutlicher heruauszustellen. In deren Verlauf macht er nicht immer alles richtig (der Voice-Over Kommentar hat seine schwachen Momente: "die Zeit heilt alle Wunden. Sagt man" und ein paar Mal zu oft panflötet es über poetischen Dorfwiesen) aber insgesamt doch das meiste. Und ein durch und durch wichtiger Film ist Ein Lied für Argyris ohnehin. Und auch dieser Film entstand nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz. Hierzulande dreht sogar ein Hartmut Bitomsky inzwischen Filme über Staub.

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