Wednesday, May 14, 2008

Cain at Abel / Cain and Abel, Lino Brocka, 1982

Mit fast schon unheimlicher Präzision inszeniert Lino Brocka einen Bruderkrieg, der mit eifersüchtigen Blickwechseln beginnt und konsequent eskaliert. Schon nach wenigen Minuten greift Loren zur Waffe, als er auf seinen Bruder Ellis angesprochen wird, eher unwillkürlich noch und wenn er den Revolver in den Händen hält, weiss er nichts rechtes mit ihm anzufangen. Ironischerweise läuft der Film darauf hinaus, dass Loren diesen Revolver im Showdown eben gerade nicht zur Hand haben wird. Aber die Aufrüstung ist nicht zu stoppen. Ein Gitarrenkasten voller Maschinengewehre bricht nach knapp zwei Dritteln über den Film hinein. Der Gitarrenkastenlieferant begeistert sich für Peckinpahs Straw Dogs und tatsächlich sieht vieles, was danach kommt aus wie hartes Genrekino der Siebziger und Achtziger aus Hollywood und (vor allem) Hongkong. Lorens Gang schaltet einen Gegenspieler per Scharfschützen aus wie im Verschwörungsthriller, Synthiesoundtrack, Zoomeinsatz und natürlich auch das zugrundeliegende Brüder / Doppelgängermotiv erinnern an John Woo.
Und wie in den guten Hongkong-Filmen sind die Figuren befreit von allen Spirenzchen, von aller falscher Psychologie, von allem, was über einfache Kausalstrukturen (Mutter bevorzugt Sohn 2, Sohn 1 wird eifersüchtig; Sohn 2 geht in die Großstadt und verweichlicht; Sohn 1 bleibt im Heimatdorf und damit bei den falschen Freunden usw) hinausgeht. Die Figuren sind nicht eindimensional, aber mehrdimensional nur in dem Ausmaß, wie der Film diese Mehrdimensionalität auch einzulösen und zu erklären vermag. Dazu treten soziale Machtstrukturen, die wiederum in Hongkong mit wenigen Ausnahmen völlig fehlen und die hier sogar das Melodram besiegen. Als das Hausmädchen Rina gefragt wird, ob sie den Vater ihres unehelichen Kindes noch immer liebt, antwortet sie: "Er ist mein Chef". Damit ist die Sache geklärt. Die Welt triumphiert über die engelsgleiche Rina, die zwar von der Beleuchtung bevorzugt wird und der die schönsten Großaufnahmen gehören, die aber am Ende (nach einer weiteren Semivergewaltigung durch ihren Chef) humorlos abgeknallt wird, als sie ins Licht tritt.
Cain and Abel ist, gemeinsam mit einer Anzahl weiterer philippinischer Klassiker nicht nur von Brocka, bei cinephilipino auf DVD erschienen.

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