Tuesday, October 07, 2008

Shoot 'Em Up, Michael Davis, 2007

Mit Shoot 'Em Up, der mancherorts sehr wohlwollend aufgenommen wurde, kann ich nur wenig anfangen. Zwar ist die eine oder andere Actionsequenz (inszeniert im Stil des Hongkongkinos, also mithilfe kontinuierlicher Motivketten, nicht im chaotischen Hollywoodstil) ganz gelungen und die Fallschirmszene sogar richtig groß, aber insgesamt ist das ästhetische Vorbild leider tatsächlich eher das Computerspiel (siehe Filmtitel) als der Hongkongfilm. Klar, auch letzterer verzichtet auf Charaktertiefe zugunsten von Bewegungskaskaden, aber er hat doch auch immer so etwas wie einen sense of place und damit zumindest eine abgeleitete soziale Dimension. Shoot 'Em Up ist ganz emphatisch (das wiederum kann man eventuell gut finden, mir ist das nicht gelungen) nur Klischee und kommt im Oneliner ganz zu sich selbst, sei er verbal ("Talk about shooting Your load" " Nothing like a good hand-job" "Eat Your vegetables") oder visuell (Scheisse im Gesicht, Karotte im Auge, Blutfontaine aus dem Schritt).
Gender- und sonstwelche Diskurse sind natürlich vorhanden, stehen aber im luftleeren Raum, weit abseits jedes echten Menschen und sind somit egal. Die einzige Szene, die mich an dem Film doch überrascht hat, ist die (Spoiler), in der Smith den korrupten, aber eigentlich reumütigen Politiker eiskalt abknallt. Da schleicht sich, postmodernes Spaßkino hin oder her, doch die neue Härte der zeitgenössischen Film- und vor allem Fernsehproduktion in Shoot 'Em Up ein. Denn selbst unter verschärften Pomobedingungen wäre ein so knallhart utilitaristisches Menschenopfer (das gerechtfertigt wird durch ein "höheres Ziel", nämlich den Kampf gegen die Waffenlobby) glaube ich vor einem Jahrzehnt noch nicht möglich gewesen. The Shield und 24 waren da wohl tatsächlich nur die Vorreiter, inzwischen dürfen auch Kinohelden nach Herzenslust asozial sein, wenn das Wohl der Nation in Gefahr gerät. Verbunden wird die moralphilosophische Härte mit der physischen, hier repräsentiert durch eine allerdings doch eher harmlose Folterszene.
Ach ja, seit gestern überlege ich fieberhaft, aus welchem Film das Ende mit den beiden kaputten Händen entnommen ist, aber ich komme nicht drauf, obwohl mir die entsprechende Szene fast vor den Augen schwebt. Weiß das jemand?

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