Thursday, October 09, 2014

The Bigamist, Ida Lupino, 1953

Edmund Gwenn spielt einen Angestellten einer Adoptionsagentur, der herausfinden soll, ob ein unfreiwillig kinderlos gebliebenes Paar einem zu adoptierenden Kind würdig ist. Er ist skeptisch, spricht seinen Befund in ein Diktiergerät, beziehungsweise in ein bizarres Rohr, während im Hintergrund eine Putzfrau mit einem gewaltigen Staubwedel herumfuhrwerkt.







Edmund Gwenn läuft, würde man in Nürnberg sagen, durch den Film wie der Verzicht auf zwei Beinen. Was aber macht er dann mit diesem Rohr?

Überhaupt, was für sonderbare Dinge in dem Film herumstehen.




Im letzten Bild bahnt sich hinter der vaginalen Kerze ein Ehebruch an. Der Mann, gespielt von Edmond O'Brien, hat, obwohl in Statur und Gestus nur knapp viriler als Gwenn, in San Francisco Joan Fontaine geheiratet und lernt nun Ida Lupino (die Regisseurin, die ihren eigenen Film in Schwung bringt, aber gerade nicht als Hollywoodverführerin, sondern als "working girl in Hollywood"; müde und abgespannt sitzt sie, wenn sie das erste Mal auftaucht, in einem Touristenbus, die Domizile der Stars, die der Bus pasiert, sind ihr keinen Blick wert) in Los Angeles kennen. Die arbeitet in einem chinesischen Lokal mit einem interessanten Wandgitter.


(Solche sonderbar, aufwändig parzellierte Durchsichten sind mir öfter aufgefallen in letzter Zeit, bei Cukor, bei Freda, vielleicht lohnt es sich, sie zu sammeln)

In The Bigamist gibt es viele diesem ähnliche Muster (schon die Tischdecke ist ein weiteres...); Texturen des kleinbürgerlichen Gefängnisses, aus dem niemand auszubrechen wagt, äußerlich schon gar nicht, aber noch nicht einmal innerlich. (Höchstens, innerlich, Joan Fontaine, und die kommt dabei am allerschlechtesten weg.)



Ein Kleinbürger, hochhaushoch.


Die Lupino-long-takes, wieder und wieder Raum, der durchquert werden muss, und stets zur Kamera hin, auf ihren Blick, auch auf den des Zuschauers zu. ("Plansequenz" passt nicht, mir gefällt der Begriff sowieso immer weniger; long take trifft es besser, nicht nur, aber besonders bei Lupino, die tatsächlich Länge - in Zeit und Raum - braucht, sich nimmt.)









Treppen- und Fenstervariationen

 

   
  





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