Friday, November 07, 2014

Taking a Chance on Karlson (2)

The Big Cat, 1949
The Brigand, 1952
Behind the Mask, 1946

"It's 1933... 1933... It's been a long time since I first looked down at this valley in southern Utah and said to myself: 'Tom Eggers, this sure is a pretty country, ain't it? How'd you like to live here, have your own place where there's plenty of gold and trout in the streams and lots of dear in the hills? Forget all your worries, raise your own food and be your own boss.' 25 years ago I made up my mind I'd make this place my home. Find a wife, raise a family. Maybe a son. But in a few years things changed. Nature had given us a lot, but gradually she began to take it away. The cool rains became hot dry winds, Now, they have a draught (?), a depression. But like the fellow said, there's some good in everything. I wouldn't be happy anywhere else. I love this country, and I'm gonna stick it out till things get better, even if all I have to live on is the bounty you get for killing - the big cat."

Auch wenn der Film vorderhand eine klar umrissene Geschichte erzählt, mit gerade einmal acht Schauspielern, die sich früh im Film alle gemeinsam zum Gottesdienst unter freiem Himmel versammeln, und sich auch sonst andauernd in derselben Einstellung über den Weg laufen (links ein See, im Vordergrund ein abschüssiger, im Hintergrund ein ansteigender, nur mühsam begehrbarer Hang; auch insgesamt sehr interessant, wie es Karlson gelingt, einen Freiluft-Abenteuerfilm zum Kammerspiel umzumünzen), ist es doch nicht so, dass dieser sonderbare Eröffnungsmonolog später in irgendeine Richtung vereindeutigt wird.

Tatsächlich hat Tom Eggers (aus dessen Perspektive der Film allerdings sowieso, dem Monolog zum Trotz, nicht erzählt ist) bis zu (seinem) Schluss etwas Geworfenes an sich; Er gehört kaum mehr in diese bergig-rauhe Landschaft (die mit einem einzigen, unvorsichtigen Streichholzwurf abgefackelt werden könnte) als der junge Neuankömmling mit Koffer und Krawatte, der zu Beginn auftaucht und die Sache in Gang setzt, sich bei ihm einnistet. Die "big cat" wiederum ist zwar offensichtlich super trainiert, alle Tierstunts sind, wie schon in Black Gold, fantastisch, aber ihre Rolle im Film bleibt trotzdem obskur. Klar ist sie formal ein Katalysator, und am Ende kommt tatsächlich romantische Liebe heraus - nur hat man das Gefühl, dass dieser Ausgang im Ausgangsmaterial gar nicht angelegt war, (Überhaupt: Ein unheim(at)licher Heimatfilm durch und durch, ein Film voller geblockter Libido, voller Männer, die zusammenzucken, wenn sie Frauennamen hören, ohne sich auch nur selbst so recht erklären zu können, warum; fast eine transatlantische Vorahnung der Herbstromanze...)

Es gibt allerdings (anders auch als in der Herbstromanze) eine Figur, die nicht mitmacht beim Neurosenballett: Die Tochter des Pfarrers. Die hat gleich in ihrer ersten Szenee einen tollen Auftritt: Sie sitzt auf dem Gatter vor dem Haus und pfeift (eine sich ständig wiederholende, auch von anderen Figuren aufgegriffene Melodie), und sieht, dass ihr Vater in einer Kutsche zurückkehrt. Sie springt zu Boden und läuft auf den Vater, auch auf die Kamera zu, mit einem resolut bis fast schon brutalen, jedenfalls enorm selbstbewussten Hüftschwung. Ganz eindeutig ist Karlsons Kino eines des Laufens. Sie beschließt dann auf Anhieb, und ohne ihn auch nur gesehen zu haben, dass sie sich in den krawattentragenden Neuankömmling zu verlieben hat, komme was da wolle. Und diese selbstbeschlossene, nicht ein bisschen auf Erwiderung angewiesene Liebe fegt alles andere weg in diesem kleinen, weirden, tollen Film - mit einem echten (nehme ich zumindest an) Ferronibrigadenmoment, wenn ein Rascheln in den Büschen zum Ärger der Jäger nicht die "big cat" ankündigt, sondern einen gemächlich durchs Bild trabenden Esel.

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Kurz einen TV-Rip von Black Gold öffnen, auf der Suche nach den elusiven, und tatsächlich wenig lebendigen Grüntönen; dafür dann gleich eine fast schon wieder vergessene Lieblingsszene finden: der Indianer und der Chinesenjunge finden aus dem Staub zum Wasser.


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Es kann nicht nur Volltreffer geben: The Brigand, eine Dumas-Verfilmung, die zum Beispiel unter Fredas Regie ein Meisterwerk hätte werden können, interessiert mich, einigen schönen Mise-en-Scene-Details und einem selbst fürs Genre besonders augenfälligen schwulen Subtext zum Trotz, weitgehend nicht. Witze über mechanische Hofetikette nerven schnell, wenn sie zu ihrere eigenen Mechanizität kein Verhältnis finden.

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Wunderbar dagegen Behind the Mask. Ich habe schon länger den Verdacht, dass die unzähligen, an Motiven der Pulpliteratur angelehnten B-Movie-Filmserien (und serials) der Vierziger und Fünfziger um Charlie Chan, Dick Tracy und so weiter zu den größten, von der Cinephilie, die mich interessiert ungehobenen Schätzen des amerikanischen Kinos zählen dürften. Selbst überprüft habe ich den Verdacht noch kaum. Vielleicht beginne ich demnächst mit den diversen "Shadow"-Variationen; denn Behind the Mask, von Karlson mit einiger formaler Ambition in Szene gesetzt, entpuppt sich als eine berückende Mischung aus Feuillade-Tropen (Treppen-, Fensterkaskaden usw; vor allem aber die sich multiplizierende Schatten als ziemlich buchstäbliche Verkörperung einer Verschwörung ohne Inhalt), Louis-de-Funes-artigen Blödeleien und dann aber doch auch einem sehr amerikanischen Gespür für Ökonomie.

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Noch ein wenig nachdenken muss ich über Walking Tall. Wtf jedenfalls.

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