Monday, October 26, 2015

Sicario, Denis Villeneuve, 2015

Wenn das Hollywoodkino heute immer noch mehr ist als der Schatten seiner selbst, seiner einstigen Glanzzeit, dann aufgrund der Art, wie es mit Schauspielern umzugehen weiß. Vielleicht eher: wie es eine bestimmte Art von Schauspiel zuläßt.

Victor Garber ist einer jener Schauspieler, die jeden Film, in dem sie auftauchen, besser machen. Also auch Sicario, wo seine Figur unter all den shady governemnt agents die einzige ist, der man die eiskalten Kosten-Nutzen-Rechnungen, die der Film behauptet (zu zeigen behauptet), abnimmt. In Victor Garber verbinden sich Kälte und Professionalismus mit einer gewissen Phonyness, einer gewissen Schwäche, vielleicht sogar mit einer gewissen Nachgiebigkeit. Die Härte ist nur Oberfläche, und was darunter liegt, sieht man nicht. (Aber es liegt etwas darunter.) Die anderen harten Jungs vom Fach agieren außerinstitutionelle Charakterdefizite aus: Benicio del Toro ist der traumatisierte Schmerzensmann, Josh Brolin ist halt einfach ein Arschloch.

Wenn Villeneuve Victor Garber in einen Raum mit gläsernen Wänden, einer Handvoll wichtigtuerischer suits und einer Handvoll einfarbiger Aktenhefter setzt, dann ist in diesem Bild bereits die Verschwörung und ihre Überwindung enthalten. Wenn er, was er leider deutlich häufiger tut, Brolin, del Toro oder auch Emily Blunt in glattpolierten Deakins-Tableaus zweitklassige Cormac-McCarthy-Dialoge aufsagen lässt, bleibt es bei der totalitären Diagnose einer Nationalpsychose, die jede Menge lone wolfs (und, zugegeben, eine wirklich umwerfende night vision action scene) produziert.

Es hat mich zunächst stets irritiert, wenn Hollywoodregisseure davon sprechen, wie sie einzelne Schauspieler einsetzen, bzw gebrauchen. Dabei ist tatsächlich genau das der Punkt: "to use an actor" - Schauspieler wie Werkzeuge einsetzen. Die Schauspieler sind dafür da, etwas anderes als sich selbst zu formen.

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