Monday, February 29, 2016

Berlinale 2016: Quiz Show, Robert Redford, 1994

Wenn Rob Morrow am Ende meint: "I thought we were gonna get television. The truth is... television is gonna get us" - warum genau ist dieser Satz dann (als fast einziger in diesem außergewöhnlich gut gemachten Stück Qualitätskino) lächerlich? Ich denke: Weil es in dem Film gar nicht ums Fernsehen geht. Oder es geht zumindest nicht in dem Modus ums Fernsehen, in dem der Satz formuliert ist. Das Fernsehen (als System) ist nicht der verborgene Oberbösewicht einer Verschwörung, die bei harmlosen Showmastern und scheinheiligen Quizshowteilnehmern beginnt. Es gelingt dem Film nicht, Rob Morrows Ehrgeiz, die Senderchefs zur Verantwortung zu ziehen, angemessen zu plausibilisieren. Schließlich ist, was ihm stattdessen gelingt, viel wertvoller: Er entlarvt nicht die Knallchargen weiter oben in der Senderhierarchie (die ja eh nur Sachverwalter der Werbekundschaft sind), sondern den blond jugendlich strahlenden Ralph Fiennes, die gesamte WASP-Elite, ihr Bildungsgehuber, ihren Paternalismus. nicht das "System", sondern die Substanz, die dieses und andere Systeme erst hervorbringt.

Die Frage bleibt freilich (und könnte vielleicht mit Blick auf andere Fernseh/Medienthriller weiterverfolgt werden): Wenn es nicht ums Fernsehen geht in Quiz Show, folgt daraus, dass der Film nichts über das Fernsehen zu sagen hat? Oder bekommt der Film vielleicht gerade in der Art, in der es nicht ums Fernsehen geht, in der Art, wie es ihm nicht gelingt, das Fernsehen, seinen offensichtlichen Gegenstand, auch tatsächlich zum Thema zu machen, doch etwas zu greifen am Fernsehen? Entzieht sich das Fernsehen dem Verschwörungsnarrativ nur in diesem Fall, oder tut es das, als immer schon offenes Geheimnis, grundsätzlich?

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