Thursday, October 05, 2017

The Boxer's Omen, Kuei Chi Hung, 1983

Der Film beginnt mit einem uktraharten Kickbox-Fight, ein Schlagabtausch ohne jede Zurückhaltung, es gibt da eine tolle, recht lange Einstellung, auf halber Körperhöhe durch den Ring schwebend, wie als ob es auf er Welt nichts mehr gibt als die beiden Körper und die Schläge, die sie sich einander zufügen.

Dass das angedeutete Box-Drama mit dem wahnwitzigen Geisterfilm, der The Boxer's Omen in erster Linie ist, nicht das Geringste zu tun hat, das habe ich erst mit der Zeit verstanden. Allerhöchstens geht es um eine ungefähre Äquivalenz des Rabiaten: Wo am Anfang Fäuste fliegen, wird nachher in knallbunten Eingeweiden gewühlt. Alles gut ausgeleuchtet und primärfarbig angemalt. Auch eine Sexszene wenig später ist wenn nicht rabiat, so doch ähnlich bodenständig zeigefreudig: pralle Frauenbrüste, die sich exakt konturiert an die Fensterscheibe pressen. Aber es gibt, was diese Attraktionen angeht, ein unbedingtes Ungleichgewicht. Denn es ist keineswegs so, dass der buddhistische Budenzauber, in den die Hauptfigur alsbald Hals über Kopf verwickelt ist, auch nur irgendwie sich instrumentalisieren lässt für einen Kampfsportfilm mit generischem Racheplot. Oder gar für eine Liebesgeschichte. (Wobei der Sex später sozusagen zombifiziert wiederauftaucht, als weibliches, knapp bekleidetes Sexmonster und als penetrierende Laserstrahlen)

Nein, sobald es dem Film gelungen ist, seinen Helden aus dem halbwegs sicheren Hongkong nach Thailand und dort in einen Tempel zu locken, kennt er kein Halten mehr. Er fängt sich eine transkulturelle Besessenheit ein, von der er sich nicht mehr erholt. Es setzt sich eine (in filmsprachlicher Hinsicht von einer durchaus analytisch gedachten Montage betriebene) Transformationsmaschine in Gang, die wirklich alles in sich einverleibt, in sich hinein frisst, verwandelt wieder ausspuckt, dann in eine Krokodilleiche einschnürt, aus der sich wenig später wiederum andere Monstren erheben. Alles verwandelt sie in ihr Material, auch zum Beispiel Schrift, vor allem jedoch organisches Leben. Menschen wie Tiere sind erst einmal nur sich potentiell bewegende Dinge, die aus Haut, Farbe, Skelett, Eingeweiden und Flüssigkeit bestehen. Warum also nicht diese Elemente einzeln isolieren und neu zusammensetzen? Wieder und wieder? Die lustigen Neuschöpfungen können dann per putziger Stop-Motion-Technik durch eine Studiokulisse gehetzt werden, die wunderbarerweise stets gut ausgeleuchtet ist. Denn das ist vielleicht das wahnsinnigste an diesem Wahnsinnsfilm: Dass das eine gut ausgestattete Shaw-Produktion ist, die darauf achtet, das noch die größten Unfassbarkeiten sauber und effizient in Szene gesetzt werden.

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