Wednesday, December 13, 2017

Jock

Jock trägt die Insignien des texanischen Playboytums wie eine Rüstung (überhaupt gefällt es mir sehr gut, dass die Männer in Dallas fast so viel Schmuck tragen wie die Frauen). Das Alter schadet seinem swagger nicht, sondern es verleiht ihm eine Härte, die letzten Endes effektiver ist als die Geschmeidigkeit der Jüngeren. Auch die Tatsache, dass alles an ihm so offensichtlich Pose ist, kann Jock nichts anhaben; gerade weil sein herrisches Auftreten nicht durch eine natürliche Autorität oder auch nur eine imposante Erschienung gedeckt ist, wirkt die Tatsache, dass er sich trotzdem immer, automatisch durchsetzt, so demütigend für alle um ihn herum.

Die Rückseite seiner Macht ist die Melancholie. Die zeigt sich am eindrücklichsten dann, wenn di Kamera ihn von schräg hinten filmt, wie er hochaufgerichtet, unbeweglich dasteht. Die hagere Gestalt in dem stets etwas zu grell gehaltenen Anzug, die eckigen Schultern, die langen Gliedmaßen in den röhrenförmigen Ärmeln und Hosenbeinen. Die Silhouette erinnert von fern an Horrorfilmfiguren, an Nosferatu, Frankensteins Monster und andere. Vor allem offenbart sich in diesen Momenten jedoch eine Hilflosigkeit, man hat den Eindruck, dass der Mann gleichzeitig in seinem Anzug und in seinem Körper gefangen ist, dass da vielleicht überhaupt nur noch eine Hülle ist, die sich irgendwann, wenn der reine Wille zur Macht nicht mehr genug Aktivierungsenergie zur Verfügung stellt, gar nicht mehr in Bewegung setzen lassen wird. 

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